Was sind ETF Fonds? Und was haben sie mit Obstkörben zu tun?

was sind ETF Fonds

Egal ob du ihnen als Werbung von Banken und Onlinebrokern oder als Investitionstipp von Finanzbloggern schon begegnet bist: Gefühlt jeder spricht von ETF Fonds. Klar, irgendwas mit Finanzen, der Börse und Investitionen müssen sie schon zu tun haben. Aber was genau? Was genau sind ETFs?

Damit du mitreden kannst und du weißt, wovon alle sprechen, gehen wir der Welt der ETFs heute mal auf den Grund. Dafür gebe ich dir eine Definition zu den ETFs an die Hand, erkläre dir was sie mit Obstkörben zu tun haben und wie du sie als Sparplan für deine finanziellen Ziele nutzen kannst.

Börsenwissen vorab  

Um die Frage zu klären, was sind  ETF Fonds, müssen wir noch mal einen Schritt zurückgehen und ein paar Grundkenntnisse zur Börse kennen.  Du hast bestimmt mal was von Aktien gehört?  Kaufst du dir zum Beispiel eine Aktie von der Lufthansa erhältst du im Gegenzug für dein Geld einen Anteilsschein. Du bist also quasi Miteigentümerin an diesem Unternehmen. Deswegen wirst du auch zu Hauptversammlungen der Unternehmen eingeladen und kannst mit bestimmen bei Themen, die auf der Agenda stehen.

Das kann risikoreich sein, wenn du beispielsweise all dein Geld in die Lufthansa Aktie steckst. Warum? Nehmen wir als Beispiel mal die Pandemie. Durch die Unsicherheit in der Gesellschaft und Wirtschaft, sind nahezu alle Aktienkurse rapide gefallen. Es gab hohe Kursschwankungen.

Um dieses Risiko zu minimieren und streuen, kannst du einen Aktienkorb investieren. Stell dir den Aktienkorb, wie einen bunten Obstkorb vor. Dieser enthält Obstsorten aus der ganzen Welt. Wenn für eine Obstsorte wegen schlechtem Wetter die Ernste nicht so gut ausfällt, ist das halb so wild. Du hast ja noch andere Sorten im Korb, die eine ertragreiche Ernte bringen und den Verlust ausgleichen.

Diesen Aktienkorb nennt man in der Finanzwelt einen sogenannten FONDs – in unserem Fall eben ein Aktienfonds. Du kaufst kein einzelnes Obst, sondern quasi einen Schöpflöffel aus diesem Obstkorb. Du bist in dem Fall nicht wie bei Aktien direkter Eigentümer, sondern hast Anteile an diesem Obstkorb. Das hat den Vorteil, dass du dein Risiko durch Diversifikation streust und einen geringeren Verwaltungsaufwand hast.

Was sind ETF Fonds?

So nun gibt es eben verschiedene Unterformen von Fonds. Eine davon sind ETFs. ETF ist ja irgendwie ein kryptisches Wort. Es steht lang für Exchange Traded Fund, was so viel bedeutet wie börsengehandelter Indexfond.

Was sind ETF Fonds denn genau und was unterscheidet den ETF von anderen Fonds? Eigentlich ist die Hauptunterscheidung zwischen den Fonds die Zusammenstellung des Obstkorbes. Diese Zusammenstellung kann aktiv oder passiv gestaltet werden. Also gibt es aktive und passive Fonds.

Ein aktiver Obstkorb (oder Fonds) wird folgend zusammengestellt: Du hast einen leeren Obstkorb und läufst durch den Supermarkt und entscheidest nach deinem Gusto und vielleicht auch nach den Preisen, was du alles in deinen Obstkorb packst. Du analysierst das Obst und eventuell auch die Preise und gehst an die Kasse und bezahlst. Du hast aktiv einen Obstkorb gekauft, im Finanzfachjargon würde man das einen aktiv gemanagten Fond nennen.

Das Obst für einen passiven Obstkorb (also einen ETF) wählt man nach anderen Prinzipien aus. Du hast wieder einen leeren Obstkorb, diesmal möchtest du aber einen deutschen Obstkorb zusammenstellen. Also läufst du mit dem Ziel durch den Supermarkt, deutsches Obst zu kaufen und hast eine Einkaufsliste mitgebracht auf der steht: 50 Äpfel, 20 Birnen, 10 Pflaumen.

Du musst gar nicht mehr genau analysieren und entscheiden, was in den Obstkorb soll, sondern kaufst einfach das ein was auf dem Einkaufszettel steht. Das wäre im Finanzfachjargon ein ETF, also ein Fonds der sich nach einer Einkaufsliste richtet. Diese Einkaufsliste ist quasi der Index, der fest definiert ist.

Der deutsche Obstkorb ist übertragen auf einen Fond ein ETF auf den DAX, der deutsche Aktienindex. Dort sind die 40 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland zusammengefasst.

Was ist besser: der aktiv gemanagte Fonds oder der ETF?

Wenn man fragt, was sind ETF Fonds, dann stellt man sich früher oder später auch die Frage:  Und was ist nun besser: Geld in einen aktiv gemanagten Fond oder in einen passiven ETF investieren? Egal, ob du einen aktiv ausgewählten Obstkorb kaufst oder nach der Einkaufsliste einkaufen gehst: Die Rendite ist bei einer Haltedauer bei beiden Fondsarten gleich.

Das heißt, dein ETF und dein aktiver Fond haben genau die gleiche Rendite, wenn man 10 Jahreszeiträume betrachtet. Es gibt allerdings einen Unterschied in den Kosten: Der aktiv gemanagte Fonds ist viel aufwendiger in seiner Verwaltung und deswegen teurer. Bei ETFs fällt dieser Kostenpunkt weg, da man kein aktives Fondsmanagement bezahlen muss. Dadurch sind ETFs deutlich günstiger als aktiv gemangte Fonds.

Wenn du dich also für deinen Vermögensaufbau entscheiden willst, ist der ETF die bessere Variante. Denn auf Dauer macht der Kostenunterschied schon eine ordentliche Summe aus. Und welche Regel du dir merken kannst, wenn du dich fragst in welche Anlageklasse du investieren sollst: Kosten mindern die Rendite. Je geringer die Kosten, desto größer hinterher die Rendite.

Bei einem ETF verlässt du dich nicht auf einen Fondsmanager, sondern auf wissenschaftliche Nobelpreistheorien, wie die Efficient Market Theory von Eugene Fama.

Mittlerweile gibt es auch viele Unterformen von ETFs, die man auch nochmal unterscheiden muss und kann. Beispielsweise die Replikationsmethode oder Assetklassen – also ob ein Fonds auf Aktien oder vielleicht sogar auf Rohstoffe oder Immobilien investiert.

Übrigens: Vielen denken ETFs sind irgendwelche neumodischen Investitionen. Sind sie aber nicht. Die ersten ETFs gab es in Europa tatsächlich schon seit dem Jahr 2000. In den USA sogar noch früher.

Was ist ein Index?

Damit du die Funktion hinter dem ETF wirklich verstehst, erkläre ich dir noch genauer was ein Index ist, denn die ist ja essenziell wichtig für den ETF und der Frage was sind ETF Fonds? Ein Index kannst du dir wieder als Einkaufsliste vorstellen, die offiziell definiert wird, indem ein Schwerpunkt gesetzt wird. Je nachdem, wie der Obstkorb eben definiert wird (wir erinnern uns an den deutschen Obstkorb, der den DAX symbolisiert).

Dabei sind die Einkaufslisten für die Indizes sind nicht in Stein gemeißelt und können von bestimmten Institutionen angepasst werden. Im September 2021 hat sich zum Beispiel die Deutsche Börse dazu entschieden, dass der DAX nun aus den 40 größten, statt wie vorher aus den 30 größten Unternehmen besteht.

In regelmäßigen Abständen werden also die Indizes von den Herausgebern überprüft und ggf. nach festen Kriterien angepasst. Aber auch ad hoc Änderungen sind möglich: Wirecard wurde nach dem Skandal aus dem DAX rausgenommen. Das wird dann 20 Tage vorher angekündigt. Ansonsten werden für den DAX Anpassungen jeweils im März oder September eines Jahres vorgenommen.

Es gibt verschiedene Institutionen, die einen Index bestimmen können und sich regelmäßig definieren. Beispielweise MSCI ist eine dieser Institutionen. Andere Indizes wiederum werden vierteljährlich überprüft und verändert. Diese Informationen findest du immer auf den Internetseiten des Anbieters, bzw. auf den Factsheets des jeweiligen ETFs, der dir dein Broker zur Verfügung stellt.

Was sind nun Vor- & Nachteile von ETFs?

Bevor du jetzt aber sofort los gehst, um dir Anteile von ETFs zu kaufen, gehe ich noch auf die Vor- und Nachteile ein. Denn du solltest genau verstehen, in was du dein Geld investierst. Und es klärt die Frage, was sind ETF Fonds. Über die Vor- und Nachteile der Anlageklasse informiert zu sein, ist für deine Kaufentscheidung und deine Finanzplanung wichtig.

 

Vorteile von ETFs

Kosten: Wie du vorhin schon gehört hast, ist einer der größten Vorteile von ETFs der Kostenfaktor:  Da ETFs nicht aktiv gemanagt werden, sondern einen Index nachbilden, können Anbieter den jeweiligen Fonds günstig anbieten, i.d.R. zahlt man zwischen 0,2% bis 0,5% pro Jahr. Diese Kosten werden anteilig für jeden Tag errechnet und vom Fondsvermögen automatisch abgezogen.  In den Factsheets findest du die Gesamtkostenquote unter dem Kürzel TER (Total Expense Ratio).

Zum Vergleich: Kosten von aktiv gemanagten Fonds liegen bei 1,5 % bis 2,5% und bei einem ETF zwischen 0,2 und 0,5%. Hier mal ein Beispiel zu den ETF-Kosten: Du legst 5.000€ ein Jahr lang in einem ETF an. Die ETF-Kosten betragen 0,2% bei einer Rendite von 5%. Nach einem Jahr sind durch die 5% Rendite aus deinen 5.000€  5.250€  geworden. Kosten von 0,2% liegen hier bei 10€. Insgesamt hast du dann eine Nettorendite von 240€.

Zum Vergleich hier die Kosten von einem aktiven Fond: Du legst wieder wieder 5.000€ für ein Jahr an. Die  Kosten liegen diesmal bei 1,5% und Rendite beträgt ebenfalls 5%. Auch hier hast du aus 5.000€ 5.250€ durch die Rendite erwirtschaftet. Die Kosten von 1,5% liegen hier allerdings schon bei 75€. Deine Nettorendite schmälert sich somit auf 175€.

Liquidität: Neben den günstigen Kosten ist die hohe Liquidität definitiv zu den Vorteilen zu zählen. Um an dein investiertes Geld und im besten Fall deine Rendite zu kommen, musst du lediglich den ETF verkaufen. Die Einnahme aus dem Verkauf landet auf deinem Verrechnungskonto deines Depots. Von dort aus kannst du dein Geld auf dein Girokonto überweisen. Du hast dein Geld also in wenigen Tagen liquidiert.

Doch Vorsicht! Der Entnahmezeitpunkt und die Haltedauer entscheiden über die Renditehöhe und sollten mit Bedacht gewählt werden. Für den allerdringendsten Notfall ist für dich aber gut zu wissen, dass du im Falle der Fälle schnell an dein Geld kommen würdest.

Im Vergleich dazu würdest du dein Geld aus deiner Immobilie nicht so schnell bekommen: Bis du einen Immobilienmakler gefunden hast, Besichtigungen stattgefunden und es zur Kaufentscheidung des Käufers kommt kann es zwischen Wochen und Monaten dauern. In Extremfällen vielleicht sogar Jahre.

Sicherheit: Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei ETFs ist das Thema Sicherheit. ETFs genießen den Rechtsstatus eines Sondervermögens. Das bedeutet, dass deine Anteile getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft aufbewahrt wird. Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit der Bank oder ETF-Anbieter ist dein investiertes Geld gut geschützt.

Breite Streuung/ Diversifikation: Ein weiterer Vorteil von ETFs ist die Möglichkeit der breiten Streuung. Zwar sind auch aktiv gemanagte Fonds rechtlich dazu verpflichtet, das Risiko durch breite Streuung so gering wie möglich zu halten. Doch können diese bei der breite der Streuung von ETFs definitiv nicht mithalten. Wenn du z.B. in einen MSCI All World investierst, hast du eine Streuung von 3.000 bis 4.000 Aktien. Und das weltweit und auf die verschiedensten Branchen und Konsumgüter verstreut.

Transparenz: ETFs stellen eine transparente Anlageklasse dar: Über die genaue Zusammensetzung und Kosten kann man sich oft sogar täglich auf der Internetseite der ETF-Anbieter informieren. Bei einem aktiven Fond bekommst du einmal monatlich über die 10 größten Positionen Informationen.

Nachteile von ETFs

Du solltest neben den Vorteilen auch über die Nachteile Bescheid wissen, um herauszufinden, ob ETFs die richtige Anlageform für dich sind. Durch eine breite Streuung hast du ein relativ geringes Risiko, doch ein gewisses Restrisiko bleibt. Natürlich sind genau wie Aktien, auf ETFs Kursschwankungen unterlegen. Und die breite Streuung federn die Schwankungen bis zu einem gewissen Grad ab.

Aber je nachdem wie lange du dein Geld schon in dem ETF hältst und in welche Richtung sich der Kurs gerade bewegt: Verluste sind immer möglich. Doch beachte, dass Verluste nur realisiert werden, wenn du Geld vom ETF entnimmst, falls dein Depot sich im Minus befindet. Deswegen kannst du das Risiko durch eine langfristige Haltedauer minimieren. Statistisch gesehen befindet sich dein Depot nach 15 Jahren immer im Plus.

Wichtige Steps bevor du in ETFs investierst:

Eine Strategie festlegen und die richtigen ETFs auswählen: Nicht einfach blind irgendwas kaufen. Jeder Mensch ist nämlich anders. Jeder hat ein individuelles Risiko Profil, finanzielle Situation und Ziele. Nimm dir dafür Zeit! Sonst kann man auch schnell auf die Nase fallen und enttäuscht über die Ergebnisse sein. Du kannst dich in einem anderen Beitrag nochmal genauer informieren, wie du in 5 Schritten das passende Anlageprodukt findest.

Willst du dein Portfolio lieber schneller und mit uns als deine Experten umsetzen? Dann habe ich hier einen Hinweis für dich: Unser ETF Durchstarter Kurs öffnet Mitte September wieder die Pforten. Dafür kannst du dich jetzt schon vorab auf die Warteliste setzen, damit du den Start auch nicht verpasst. Die letzte Chance für 2022 :-).

Fazit

So das war ganz schön viel Input. Doch auch der Blog dient dazu, dass du dir Schritt für Schritt Finanzwissen aufbauen kannst.  Und zu verstehen, wie die Welt der ETFs tickt, war mir besonders wichtig. Du hast dir jetzt aber ein Grundwissen zum Thema ETFs angeeignet und verstehst ganz sicher, worum es geht, wenn das Schlagwort ETF fällt. Außerdem bin ich mir sicher, dass du beim nächsten Einkauf im Supermarkt in der Obstabteilung an ETF denken und dein Wissen damit verfestigen wirst.

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