Riester Rente

Wer sich für das Alter absichern will, sollte sich nicht auf die gesetzliche Rente verlassen. Mittlerweile gibt es viele Angebote auf dem Markt, mit denen man privat vorsorgen kann. So auch die Riester Rente, die 2002 vom Staat eingeführt wurde, um den Bürgerinnen und Bürgen bei der privaten Altersvorsorge  mit staatlichen Förderungen unter die Arme zu greifen. Der Grundgedanke ist gut, doch lohnt sich riestern wirklich oder sollte man die viel kritisierte Riester Rente ignorieren oder kündigen, falls bereits ein Vertrag besteht? Wir klären auf. 

 

Was ist die Riester Rente?

Über 16 Millionen Deutsche sorgen in Form der Riester Rente vor. Doch zwischen 2022 und 2021 ist die Zahl der Riesterverträge von 16,37 auf 16,21 Millionen gesunken. Sogar viele Versicherer stellen das Riester-Geschäft ein,  so zuletzt die Deka, die keine Riesterneuverträge seit dem 01.06.2022 mehr abschließt. Woher kommen die sinkenden Zahlen und was ist die Riester-Rente eigentlich genau ?

Bei der Riester-Rente handelt sich um eine staatlich geförderte Altersvorsorge, die durch staatliche Zuschüsse oder steuerliche Vorteile neben der gesetzlichen auch eine private Rente ermöglicht.

Die Zulage beträgt 175 € pro Person und wer Kinder hat, die ab 2008 geboren sind erhält 300 € zusätzlich pro Kind. Um die volle Zulage zu erhalten, müssen 4 % des Jahres- Bruttogehaltes (max. jedoch 2.100 €) im Jahr vom Brutto darin eingespart werden. Sind es weniger als die 4 % wird die Zulage auch anteilig berechnet.

In der Ansparphase wird also monatlich oder jährlich einen Geldbetrag eingezahlt, um dieses später entweder als lebenslange Rente auszuzahlen oder um es als sogenannte Eigenheimrente in den eigenen vier Wänden zu nutzen (Wohn-Riester). Im Idealfall bekommt man im Rentenalter dann die gesamten eingezahlten Beiträge plus Zulagen als Rente ausgezahlt.

Für wen lohnt sich die Riester Rente?

Für Familien mit Kindern, junge Berufstätige und für Gutverdiener kann sich die Riester Rente lohnen, da Zuschüsse und Steuervorteile möglich sind. Damit stellt Riester eine wichtige Ergänzung zu der immer geringer werdenden gesetzlichen Rente dar, um zusätzlichen Vorsorge und finanzielle Sicherheit im Alter zu schaffen.

Um von den Zuschüssen oder Vorteilen zu profitieren, müssen folgende Merkmale erfüllt sein:

  • Riester-Versicherte müssen mindesten 4% ihres Bruttovorjahreseinkommens in Riester einzahlen, um die Grundzulage von 175 € jährlich zu erhalten (Mindesteigenbetrag)
  • für jedes Kind erhält man 300€ Zuschuss pro Jahr (bei Kindern die vor 2008 geboren wurden, bezuschusst der Staat 185€ pro Jahr)
  • Berufseinsteiger bis zum 25. Lebensjahr fördert der Statt einmalig mit 200€
  • außerdem sind Steuererstattungen von bis zu 2.100€ über den Sonderausgabenabzug möglich (besonders für Gutverdiener interessant)

Vorteile der Riester Rente

  • In der Ansparphase ist das angesparte Riester-Vermögen pfändungssicher. Auch bei Harz IV Bezug, wird dieses Vermögen nicht angetastet
  • Bei Rentenbeginn sind mindestens Einzahlungen und Zulagen garantiert
  • Zu Beginn der Auszahlungsphase können Versicherte bis zu 30% des Riester-Vermögens einmalig entnehmen, der verbleibende Rest wird als lebenslange Rente ausgezahlt (Achtung! Bei der einmaligen Entnahme fallen Steuern an!)
  • Der Staat unterstützt durch Wohn-Riester die Finanzierung eines Eigenheims

Aber Welche Nachteile hat Riestern?

Was auf den ersten Blick lukrativ erscheint, ist auf dem zweiten Blick vielleicht doch nicht so lohnend. Wieso ist die Zahl des Riesterbestandes von 2020 bis 2021 um ganze 160.00 Verträge gesunken? Nicht nur eine sinkende Nachfrage bei den Verbrauchern macht sich bemerkbar, auch viele Versicherer stellen diese Form der privaten Rente stellen diesen Geschäftszweig ein.

Grund hierfür sind zum einen hohen Abschluss- und Verwaltungskosten, die die Rendite schmälern lässt. Zum anderen fällt die Rendite an sich nicht hoch aus: Durch die gesetzlichen Garantiegegebenheiten und den aktuell niedrigen Zinsen bleibt beim Riestern kaum Rendite des Kapitals hängen. Hinzukommen komplexe Vertragsstrukturen die zu intransparenten Kosten und fehlender Flexibilität führen. 

Daraus ergeben sich folgende Nachteile:

  • In der Auszahlungsphase muss die Riester Rente voll besteuert werden (mit dem persönlichen Steuersatz, der jedoch im Alter i.d.R. geringer ausfällt)
  • Sollte man im Alter auf die Grundsicherung angewiesen sein, wird die Summe des angesparten Riester Vermögens angerechnet, wenn der Freibetrag für Einnahmen aus der privaten Altersvorsorge überschritten wird. 2022 liegt der Freibetrag bei 224,50€
  • Insgesamt ist die private Vorsorge in Form von Riester aufwendig: Sparer müssen den Vertrag im Blick behalten und den Eigenbetrag bei Änderungen der Lebenssituation wie z.B. einer Gehaltserhöhung oder Geburt von Kindern selbstständig anpassen und an den Antrag auf Zulagen denken
  • Durch die Riester Rente ist das angesparte Geld fest an die Rente gebunden. Wer das Geld für etwas anderes als Rente oder Eigenheim verwenden möchte, ist verpflichtet Zulagen und Steuerersparnisse an den Staat zurückzuzahlen.

Für wen lohnt sich die Riester Rente noch?

Riester Rente

Wir möchten dir einen Vergleich der Riester Rente für verschiedene Personas zeigen.

Vergleicht man eine Normalverdienerin mit einem alleinerziehenden Mann, profitiert wegen der staatlichen Zulagen für Kindern in diesem Fall der alleinerziehende Mann: 

Die Normalverdienerin mit einem Bruttojahreseinkommen von 49.200€ muss mindestens 1.793€ in der Riester Rente besparen, um die volle jährliche Zulage von 175€ zu erhalten. Insgesamt beträgt ihr Steuervorteil 379€ mit einer gesamten Förderquote von 28%.

Der Alleinerziehende Vater mit zwei Kindern hat im Gegenzug mit 44% eine viel höhere Förderquote. Bei einem Bruttojahreseinkommen von 25.000€ und einem Eigensparbetrag von nur 1.000€ jährlich, bekommt der Alleinerziehende 775€ in die Riester Rente bezuschusst. 

Riester Rente
Riester Rente

Für Familien mit mehr als zwei Kindern oder Alleinerziehende mit niedrigem Einkommen ist die Riester Rente durchaus von Vorteil. Durch die hohen Zuschüsse pro Kind und der niedrige eigene Sparanteil ist der Riester Vertrag prozentual lohnenswert. Die Rendite entsteht quasi durch die hohen Zulagen – auch wenn der Vertrag nicht viel abwerfen sollte.

Für Normal- bis Gutverdiener ohne Kinder, gibt es bessere Alternativen, wie beispielsweise eine ETF-Rentenversicherung oder ein ETF-Depot.

Was muss sich ändern, damit sich die Riester Rente wieder lohnt?

Fehlende Flexibilität, hohe Kosten und Intransparenz sind nur einige Nachteile der Riester Rente. Deswegen hat die neue Bundesregierung die Reformierung der Riester Rente mit in den neuen Koalitionsvertrag aufgenommen. Was also muss sich ändern, um die private Altersvorsorge in Form von Riester attraktiver zu gestalten? Ein paar Gedanken des Institut für Altersvorsorge und Finanzplanung, die wir als sehr interessant erachten sind beispielsweise:

  • Die Zulagensystematik sollte, genau wie die Basis Rente, für alle gelten
  • Grund- und Kinderzulagen sollten bei einem Bruttoeinkommen unter 35.000€ ohne eigenen Beitrag bezuschusst werden
  • Diejenigen, die Beiträge zahlen, sollen pro eingezahltem Euro 50 Cent zusätzlich vom Staat bekommen
  • Die Rentenauszahlung sollte steuerfrei erfolgen
  • Kosten sollten vom Staat gedeckelt werden, damit kein Wettbewerb unter den Versicherern entsteht und die Rendite nicht von hohen Kosten minimiert wird

Was ist mit bestehenden Verträgen?

Doch was ist mit bestehenden Verträgen? Sollten diese gekündigt werden? Bloß nicht! Eine Riester Rente kann sich durchaus lohnen, gerade für Alleinerziehende mit geringem Einkommen.

Zudem kann es sein, das man ggf. einen noch älteren Vertrag hat, der eine sehr hohe garantiere Verzinsung bietet (die es so aktuell am Markt nicht mehr gibt). 

Deswegen erstmal: 

1.) Entscheiden ob dich Riester für dich lohnt oder nicht.

2.) Wenn ja: Den Vertrag unabhängig prüfen lassen. Gerne auch bei uns in der Beratung.

3.) Wenn nein: Nicht direkt kündigen, das ist vermögensschädlich. Das heißt du musst alle Zulagen und auch Steuervorteile, die du erhalten hast, an den Staat zurückzahlen. Besser: Beitragsfreistellen, so kriegt man noch ein bisschen was im Alter ausgezahlt

4.) Bei einer geringen angesparten Summe kann sich die Kündigung ggf. lohnen. Das ist aber der allerletzte Schritt, nach Prüfung der Optionen.

Fazit

Die Riester Rente kann in Einzelfällen Vorteile mit sich bringen, in anderen Fällen schrecken Nachteile zu sehr ab. Wir sehen also auch hier, wie bei allem im Leben: Es ist eine individuelle Entscheidung. Dennoch sind wir ehrlich: Riester lohnt sich nur für eine kleine Bevölkerungsgruppe, leider, und ist somit ein Auslaufmodell in der Form, wie sie heute besteht. Wir hoffen auf eine Reformierung und halten dich natürlich auf dem Laufenden. 

Altersvorsorge ist dennoch wichtig und es gibt andere tolle Optionen sein Langlebigkeitsrisiko abzusichern, beispielsweise durch eine ETF-Rente oder ein ETF-Depot. Hierzu beraten wir dich mit unserer geballten Expertise sehr gerne.

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